Kein altes Eisen - oder: Harald Buchrucker und die Sache mit den Stövchen

Ich weiß: Metallarbeiten sind Nischenartikel. Nichtsdestotrotz mag ich sie. Sie hatten schon immer einen festen Platz in meinem Laden wo sie zwei Vitrinen füllen. So stehen Kupfer-, Zinn- und Messingobjekte von Przyrembel, Bunge, Matten oder Gehle einträchtig neben Stücken von WMF. Aber halt, einen habe ich - zu Unrecht - in dieser Aufzählung nicht erwähnt. Dabei mag ich Stücke von Harald Buchrucker doch besonders gern. 

 

Ursprünglich wollte Buchrucker Germanistik und Geschichte studieren. Der Erste Weltkrieg machte ihm einen Strich durch die Rechnung, und so schlug er, ebenso wie sein Bruder, stattdessen die Offizierslaufbahn ein. Nachdem er im Jahr 1928 aus dem Heer austrat, traf er den Maler Wilhelm Blutbacher welcher prägend für sein frühes Schaffen sein sollte. 1930 schliesslich eröffnete er in Ludwigsburg seine erste Zinnwerkstatt. 

 

Schon bald war er mit seinen Arbeiten auf der damals wichtigen Leipziger Messe vertreten - ohne grossen materiellen Erfolg. Allerdings wurde der damalige Leiter des Grassi-Museums auf ihn aufmerksam und animierte Buchrucker dazu, fortan für die Grassi-Messen auszustellen. Man kann sagen, dass sich fortan der Betrieb auch finanziell lohnte, weitere Mitarbeiter wurden eingestellt. Buchrucker selbst war nicht mehr künstlerisch tätig, sondern vbeschränkte sich auf das Hereinholen von Aufträgen und Knüpfen von Geschäftskontakten. 

 

Im Zweiten Weltkrieg geriet Buchrucker in französische Kriuegsgefangenschaft. Nach seiner Heimkehr nahm er seine Tätigkeit im Betrieb wieder auf. Auch war die Firma wieder auf Messen vertreten. 

 

Der Kundengeschmack hatte sich allerdings gewandelt. Nunmehr war es nicht mehr Zinn, welches im Fokus der Buchruckerschen Werkstatt stand - stattdessen machten Objekte aus Kupfer oder Messing (später Alu und Cupal) einen Grossteil des Sortiments aus. 

 

Gute Beispiele für Nachkriegsstücke sind die Stövchen von Harald Buchrucker. Es gab sie in Messing und Kupfer, mit oder ohne Griffen (aus Holz oder Metall, teils mit Rohr umwickelt). Sie strahlen eine Behaglichkeit aus, die sie auch heute noch zu gern gesehenen Stücken auf der Kaffeetafel macht (oder eben für die Teekanne, jeder wie er es mag). Und damit passen sie sehr gut zum ungemütlichen November. In ihrer Formensprache zeitlos, mag man sich auch nach mehr als 60 Jahren daran erfreuen. Und sehr funktional sind sie obendrein. Also: Kein altes Eisen sondern nach wie vor aktuell.

 

 

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